Auf ein Wort mit…

Gert-Jan Naus

Keyboarder

We must remain – Perfect Strangers

Die Anfänge

Bei Demon’s Eye dabei seit…

„2015. Ich bin damals im Frühjahr mitten in der Vorproduktion des „Under the Neon“-Albums in die Band eingestiegen und habe die ersten Wochen und Monate bei Demon’s Eye vor allem damit verbracht, meinen Teil zum Album beizutragen. Im Festival-Sommer ging es dann auch endlich gemeinsam auf die Bühne.“

Hast Du eine musikalische Ausbildung? Falls ja, welche?

„Seit ich sieben bin sitze ich am Klavier und habe viele Jahre unter Anleitung mehrerer toller Lehrer vor allem Klassik gelernt. Im Jugendalter habe ich dann auch die Rock- und Jazzmusik für mich entdeckt und nach dem Abitur im niederländischen Utrecht Jazzklavier studiert.“

Deine erste selbstgekaufte Platte oder CD:

„Britney Spears – … „Baby One More Time“, ich war 11 oder 12 und fand vor allem die Ballade „Sometimes“ ganz toll. Der Geschmack hat sich dann glücklicherweise recht schnell geändert.“ *grins

Welcher Song oder welches Album hat dich dazu inspiriert, Musiker zu werden?

„Mir hat immer schon vor allem der „handwerkliche“ Aspekt des Musikmachens sehr viel Freude bereitet, ganz unabhängig von der Stilistik. Da ich schon so jung mit der Musik angefangen habe gab es vielleicht nicht diesen einen „Aha“-Moment in den einen die Muse küsst und man beschließt, selber Musiker zu werden. Ein Album, das ich mir aber schon sehr früh in meiner Jugend gekauft habe und zu dem ich immer wieder zurück finde, ist „Paint The World“ von Chick Corea aus 1993: Jazz-Fusion vom Feinsten und ein Rhodes-Sound zum Hinknien. Fünf absolute Ausnahmemusiker, die vor Virtuosität nur so strotzen. Bevor ich zur Rock-Musik gefunden habe war das meine liebste „Höher-Schneller-Weiter“-Platte.“

Welcher Musiker hat dich inspiriert, Organist/Keyboarder zu werden?

„Das war mein Kumpel Sascha, mit dem ich glücklicherweise immer noch ab und zu Musik machen darf. Wir spielten gemeinsam im Schulorchester. Mit ihm habe ich damals meine erste eigene Band gegründet, die Soundpainters. Im Proberaum des Jugendzentrums, in dem wir uns jeden Samstag getroffen haben, stand eine Hammondorgel mit Leslie, ein Instrument mit dem ich bis dahin noch nie so richtig in Berührung gekommen war. Gleich in der ersten Probe haben wir die Orgel voll aufgerissen und uns an „Smoke On The Water“ versucht. Der Rest ist Geschichte. Die maßgeblichen Vorbilder, die mich zu „meinem“ Orgelsound gebracht haben, waren Gregg Rolie von Santana und natürlich Jon Lord.“

Sonstige Instrumente? Falls ja, welche?

„Ich spiele schon sehr lange Saxophon. Zum Studium hin habe ich mich irgendwann dazu entschieden, mich auf ein Instrument zu konzentrieren. Auf die Bühne trauen würde ich mich mit der Kanne heute nicht mehr, aber ich weiß nach wie vor an welcher Seite man rein pusten muss und welcher der vielen Knöpfe für welchen Ton ist.“ *lach

Dein erster öffentlicher Auftritt:

„War sicherlich auf einem der Konzerte der örtlichen Musikschule, wo aber natürlich vor allem die Familien der Musikschüler im Publikum saßen, später auch auf Wettbewerben wie „Jugend musiziert“ oder „Jugend jazzt“. Die ersten Auftritte mit der eigenen Band fanden dann im Jugendzentrum und auf den damals noch regelmäßig stattfindenden Nachwuchsfestivals bei uns in der Gegend statt. Das alles liegt aber so weit zurück, dass ich mich nicht mehr bewusst an das allererste Konzert erinnern kann.“

Dein erstes selbstbesuchtes größeres Konzert:

„Ich habe es immer schon vorgezogen, eher kleinere Acts oder befreundete Bands zu besuchen und war noch nie auf einem richtig großen Stadionkonzert oder einem Riesen-Festival wie „Rock am Ring“. Das erste wirklich große Konzert an das ich mich erinnern kann muss das „North Sea Jazz Festival Rotterdam“ 2006 gewesen sein, mit dem Auftritt von Jeff Beck als absolutem Highlight.“

We must remain – Perfect Strangers

Wissenswertes aus dem Purple-Kosmos

Hast Du eine bevorzugte Ära von Deep Purple?

„Ich stehe total auf den verzerrten Hammond-Sound von Jon Lord Anfang der 70er, als der Meister die Hammond mit Marshall-Amps anstatt mit Leslie-Speakern verstärkt hat. Diese Zeit spiegelt für mich die Essenz von Deep Purple wider.“

Dein Lieblings-Deep-Purple-Song:

„Into The Fire“ von „Deep Purple in Rock“! Das chromatische Riff ist einfach der Knaller und ein herrlicher Kontrast zu den akzentuierten Strophen, dazu das perfekte Headbang-Tempo.“

Dein Lieblings-Deep-Purple-Album:

„Ganz klar „Made in Japan“. Die Songs, der Sound, die Spielfreude und natürlich die ausufernden Improvisationen – nicht umsonst eins der meistverkauften Rock-Alben aller Zeiten.“

Dein Lieblings-Deep-Purple-Mitglied und warum?

„Natürlich Jon Lord! Nicht nur weil er mich musikalisch ganz stark geprägt hat und ein unglaublicher Musiker und Komponist war, sondern auch weil er – sofern ich das aus Erzählungen und Interviews nachvollziehen kann – ein wirklich herzlicher Mensch war.“

Dein erstes selbsterlebtes Deep-Purple-Konzert:

„Ich bin leider zu jung, um die Hochphase von Deep Purple selbst miterlebt zu haben. Deep Purple ohne Lord und Blackmore haben mich nie so begeistert, dass ich sie unbedingt mal live erleben wollte. Ich war also tatsächlich noch nie auf einem Deep Purple-Konzert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!“

Hast Du schon einen Deep Purple-Musiker getroffen und falls ja, wie war das?

„Ich habe schon mal im Hotel im gleichen Frühstücksraum gesessen wie Ian Paice, zählt das? *lach
Leider hatte ich noch nicht die Ehre, mich mit einem der Herren zu unterhalten.“

Gab oder gibt es bestimmte Deep-Purple-Songs, die für dich als Musiker besonders herausfordernd waren oder sind?

„Ich habe ein Hirn wie ein Sieb. Mir fällt es zwar recht leicht herauszufinden was Jon Lord damals auf den Aufnahmen gespielt hat, aber sehr schwer, das dann auch zu behalten. Demnach fallen mir Songs mit etwas weniger gradlinigen Strukturen wie z.B. „Fools“ mit seinem langen Intro immer schwerer als jene mit ganz klaren Abläufen und sich wiederholenden Riffs. Technisch sind sicherlich die Soli von „Highway Star“ und „A Gypsy’s Kiss“ am herausforderndsten.“

Welchen Deep-Purple-Klassiker spielst Du auch nach all den Jahren immer noch besonders gerne?

„Wenn ich mich für einen Song entscheiden muss dann für „Black Night“. Im Gegensatz zu den vielen anderen Hits ist der nicht ganz so schwierig zu spielen und trotzdem keinen Moment langweilig. Ein super Song, um auch selber ein wenig mitzugrölen und mit dem Publikum zu feiern und dabei nicht jeden dritten Takt schauen zu müssen, ob die Finger auch auf den richtigen Tasten gelandet sind.“ *lach

Foto: Elfi Jung

Demon's Eye live

Video: Gert Jan in Action

Wissenswertes aus dem Demon’s Eye-Kosmos:

Gibt es ein Demon’s Eye-Konzert, das für Dich absolut unvergesslich ist?

„Ich denke das Konzert, das mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war mein allererster Auftritt mit Demon’s Eye 2015 in Heiligenhafen. Wenn man das erste Mal mit dieser Band auf der Bühne steht fühlt sich das an, als ob man auf einen D-Zug in voller Fahrt aufgesprungen ist. Man versucht sich möglichst gut festzuhalten und hofft einfach nur, dass man unterwegs nicht  abgeworfen wird. Die Energie der Band, die unendlich vielen Noten, die abgerufen werden müssen und die spontanen Improvisationen auf der Bühne, darauf kann man sich in keiner Probe vorbereiten. Selten war ich so nervös vor einem Auftritt. Noch dazu vor einer herrlichen Kulisse direkt am Meer. Von den vielen großartigen Auftritten, die ich mit den Jungs spielen durfte, ist der Allererste immer noch was ganz Besonderes für mich.“

Gibt es einen bestimmten Moment auf der Bühne, der Dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

„Während der Tourneen mit Doogie White haben wir meist Rainbows „Temple Of The King“ als letzte Zugabe gespielt, eine wunderschöne Nummer, die Doogie wirklich fantastisch singt. Wenn die Stimmung besonders gut war hat Doogie irgendwann das Mikrofon abgelegt und rein akustisch zusammen mit den Leuten im Saal gesungen. Das war immer ein unglaublich intimer und beeindruckender Moment, der jedes Mal für Gänsehaut gesorgt hat.“

Gab es hinter den Kulissen oder während Auftritten lustige oder skurrile Geschichten, die Du teilen möchtest?

„Die allermeisten wirklich lustigen Geschichten aus dem Backstage oder dem Tourbus sind entweder zu peinlich für einzelne Bandmitglieder oder so von unserem bandinternen Dumpfbackenhumor geprägt, dass ich hier lieber dem Motto „What happens Backstage stays Backstage“ treu bleibe. Ich kann mich aber an ein Festival vor vielen Jahren erinnern, bei dem wir in einem malerischen Stadtpark gespielt haben. Über den ganzen Park verteilt gab es verschiedene Bühnen und für jeden Geschmack war etwas dabei. Eine etwas betagte Dame wollte aber anscheinend trotz des ihr nicht ganz genehmen Repertoires nicht von unserer Bühne weichen, wanderte während des Auftritts auf die Bühne und rief unseren damaligen Bassisten Maik herbei, um ihn zu fragen: „Spielen Sie eigentlich den ganzen Abend nur diesen Krach oder wollen Sie nicht auch mal was Schönes spielen?“ *lach

Hast Du besondere Erlebnisse mit Fans, die dir im Gedächtnis geblieben sind?

„Ein konkretes Erlebnis sticht hier für mich nicht wirklich heraus. Ich finde es aber immer wieder beeindruckend, wie viele Fans Jahr für Jahr mindestens ein Konzert unserer Tour besuchen und dafür teilweise hunderte Kilometer anreisen. Das macht einen ganz schön demütig, dass die Musik, die wir spielen, den Leuten so viel bedeutet, dass weder Kosten noch Mühen gescheut werden, um einen schönen Abend mit uns zu verbringen.“

Welches war der bislang ungewöhnlichste oder beeindruckendste Auftrittsort mit Demon’s Eye?

„Nach endlosen Corona-Lockdowns durften wir im Sommer 2021 unter strengsten Auflagen endlich wieder Konzerte geben. Unser erster Auftritt war in Tuttlingen auf einer wunderschönen Festivalfläche mitten im Grünen, aber diesmal war der Publikumsraum mit strikt voneinander getrennten Stuhlreihen gefüllt und es gab absolutes Tanzverbot. Es war trotzdem sowohl für die Band als auch die Zuhörer ein absoluter Befreiungsschlag und ich habe noch nie ein Sitzpublikum erlebt, das so abgegangen ist. Sicherlich haben wir auch viele andere schöne Locations bespielt, aber die Aussicht auf diese am Sitzplatz festgekettete und trotzdem tobende Menge war absolut einmalig.“

Gibt es eine bestimmte Bühne oder ein Venue, wo Du immer wieder besonders gerne auftrittst?

„Wir bespielen schon seit vielen Jahren im Herbst das „Musiktheater Piano“ in Dortmund und die „Bluesgarage“ in Isernhagen im Doppelpack. In beiden Locations spielen wir seit vielen, vielen Jahren und neben der immer großartigen Stimmung in den beiden Sälen ist es immer wieder toll, dort langjährige Demon’s Eye-Weggefährten zu treffen. Für mich ist das Wochenende immer eines der Highlights des Konzertjahres.“

Wie wichtig ist für dich die Interaktion mit dem Publikum während eines Auftritts, und gibt es diesbezüglich besondere Momente, die dir im Gedächtnis geblieben sind?

„Mir ist die Interaktion mit dem Publikum extrem wichtig. Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr das Publikum einen tragen kann, wenn der Funke überspringt und eine energetische Wechselwirkung zwischen Band und Publikum entsteht. Ich kann mich an ein Konzert in Bremen vor einigen Jahren erinnern, bei dem die Stimmung besonders ausgelassen war. Direkt vor der Bühne hat ein Besucher besonders ausufernd getanzt, was innerhalb kürzester Zeit Nachahmer gefunden hat. Irgendwann haben sich 20 Fans vor der Bühne mit den albernsten Tanzbewegungen überboten. Es wurden Purzelbäume geschlagen, Breakdancemoves dargeboten, es war ein wirklich unvergessliches Schauspiel.“

Welche Dinge sind für dich unverzichtbar auf Tour, abgesehen von den musikalischen Ausrüstungen?

„Ganz klar: mein eigenes Kopfkissen. Da schläft man wie zuhause, egal wie schlecht die Hotelmatratze ist. Ansonsten bin ich ein wenig der Technikfuzzi in der Band und habe immer meinen Laptop, mein Tablet und einen Sack voller Käbelchen dabei.“

Was machst Du innerhalb der letzten Stunde vor Beginn eines Demon’s Eye-Konzertes?

„Ich trinke mir gemütlich ein Pils und versuche wenn irgendwie möglich ein Plätzchen zu finden, an dem mir keiner mit Gesangsübungen, dem Gedudel auf einer unverstärkten E-Gitarre oder seinem Drum-Pad auf den Senkel geht.“ *grins

Hat deine Zeit bei Demon’s Eye Deine persönliche und musikalische Entwicklung beeinflusst?

„Jede musikalische Station, gerade wenn man so lange in einer Band spielt, formt einen musikalisch und menschlich. Das genau zu beziffern finde ich jedoch schwierig. Was ich besonders an den Kollegen schätze ist, dass wir eine richtig eingeschworene Gemeinschaft geworden sind. Wir haben in den vergangenen Jahren so unglaublich viele Schwierigkeiten überwinden müssen, von Corona-Lockdowns über Krankheitsausfälle, von schwerwiegenden technischen Problemen bis hin zu fehlenden Hotelreservierungen nach stundenlanger Anfahrt. Jedes Mal, wenn der eine mal am Ende seiner Kräfte ist, springt wer anders ein und am Ende haben wir noch jede Hürde irgendwie gemeinsam gemeistert.“

Was macht für Dich nach all den Jahren immer noch den Reiz aus, mit Demon’s Eye auf die Bühne zu gehen, um Deep Purple-Songs zu spielen?

„Natürlich vor allem wegen der Musik. In keiner anderen Band könnte ich mich als Keyboarder/Organist so dermaßen austoben und hätte eine so prominente Rolle, mal ganz abgesehen vom wirklich fantastischen und schier unerschöpflichen Oeuvre, das Deep Purple im Laufe der Jahrzehnte hinterlassen hat. Auf der Bühne genieße ich es vor allem, dass wir mittlerweile so unglaublich gut aufeinander eingespielt sind, dass wir uns nahezu blind verstehen. Die Band atmet, beschleunigt und improvisiert manchmal wie von einer übergeordneten Instanz gesteuert. Das geht nur, wenn man die richtigen Bandkollegen um sich rum hat und sich musikalisch durch und durch kennt.“

Was ist aus Deiner Sicht das Besondere an Demon’s Eye? Was unterscheidet Euch vielleicht von anderen Deep Purple Tribute Bands?

„Was ich an Demon’s Eye liebe, ist dass wir uns nie auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern auch nach hunderten Shows immer wieder versuchen, uns durch ständig wechselnde Setlists, Variationen und Improvisationen stetig zu verbessern, uns gegenseitig zu pushen und auch an den kleinsten Details noch zu feilen. Jede Tour und jedes Konzert ist einzigartig und aufs neue spannend, sowohl für die Fans als auch für uns auf der Bühne.“