Auf ein Wort mit…
Daniele Gelsomino
Sänger
I’m a highway star
Die Anfänge
Bei Demon’s Eye dabei seit …
„Januar 2017. Ich erinnere mich noch genau an den Anruf von Andree. Das war an einem Tag Ende Juli 2016 gegen 13 Uhr und ich hatte noch einen ziemlichen Kater vom Vorabend. Damals war ich noch Sänger von Daughters´ Desire. Der Vater von unserem Drummer Nico hatte Andree damals einen YouTube-Link von Daughters´ Desire geschickt und gefragt, ob die Band nicht mal als Support von Demon’s Eye auftreten könnte. Daraus wurde zwar nichts, aber Andrees Interesse an mir war geweckt. Er rief mich an und fragte, ob ich vielleicht Bock hätte, bei Demon’s Eye zu singen. Er fragte auch, wie ich denn zu Tribute-Bands im Allgemeinen stehe und ich sagte ihm, dass für mich persönlich nur zwei Tribute-Bands in Frage kommen würden: Entweder eine Manowar Tribute-Band oder eben Demon’s Eye! Bis ich tatsächlich einsteigen konnte, wurde ich noch ordentlich geknetet und getestet, aber ab 2017 war ich dann offiziell dabei!“
Hast du eine musikalische Ausbildung? Falls ja, welche?
„Als Kind hatte ich zwei Jahre Klavierunterricht. Beim Gesang war es wesentlich weniger. Ich habe ein paar Stunden klassischen Gesangsunterricht erhalten von verschiedenen Lehrern. Wirklich geholfen haben mir Nic Nova aus Köln und Birgitta Schaub, die unter anderem auch für den WDR tätig ist. Erwähnen möchte ich noch Doogie White. Es gab Backstage zwar keinen Gesangsunterricht vom Doog-Master, aber manchmal reichen ein oder zwei Sätze von einem Veteranen, um das große Ganze zu verstehen.“
Deine erste selbstgekaufte Platte oder CD:
„Ehrlich gesagt war das glaube ich eine Single mit dem Titel „Love Message“. Das war ein gemeinsames Projekt der größten Eurodance Künstler aus dem Jahr 1996. Mein erstes Full-Length Album war „ Imaginations from the other Side“ von Blind Guardian. Das höre ich immer noch sehr gerne. Die erste Schallplatte, die ich mir gekauft habe war „Perfect Strangers“ von Deep Purple, allerdings habe ich mir nie einen Plattenspieler gekauft… Die Scheibe hing dann bei mir im Zimmer als Deko-Objekt. Die erste Purple-CD, die ich mir gekauft habe, war „Bananas“. Auch dieses Album finde ich bis heute klasse.“
Welcher Song oder welches Album hat dich dazu inspiriert, Musiker zu werden?
„Als ich 15 war hatte ich eine Kassette, die meine damalige Freundin mit aktuellen Chart-Songs überspielt hatte. Als die Überspielung aufhörte und Manowars „Hail and Kill“ plötzlich durch die Kopfhörer polterte war ich wie gebannt. Ich musste sehr lange recherchieren bis ich herausfand, welche Band das war. Etwas später bekam ich von einem Freund eine gebrannte CD mit Metalbands wie beispielweise Helloween. Irgendwann fing ich an mitzusingen und auch zu screamen, aber auch bekanntere Rocksongs wie „Eye of the Tiger“, oder „I want it all“ von Queen waren für mich prägend. Der erste Song, den ich wirklich ernsthaft mit einer Band geprobt habe, war tatsächlich „Speed King“ von Deep Purple.“
Welcher Musiker hat dich inspiriert, selbst Sänger zu werden?
„Da gibt es zwei! Eric Adams von Manowar und Michael Kiske von Helloween waren die Helden meiner Jugend. Besonders Eric Adams ist ja bekannt für seine markanten hohen Schreie und sein Vorbild war – wie könnte es auch anders sein? – Ian Gillan! In einem Interview sagte er, dass er viele Purple-Shows gesehen hat, weil er Ian Gillans Stimme so liebte. Als ich „Speed King“ mit meiner ersten Band probte, fiel meinen Bandkollegen auf, dass mir Gillans Gesang gut liegt und wir schrieben unsere eigenen Songs so, dass ich auf der Grundlage aufbauen konnte. Irgendwann kamen als Vorbilder auch Ronnie James Dio, Steve Perry, Jørn Lande, Russel Allen, David Coverdale, Glenn Hughes, Hansi Kürsch und Joe Lynn Turner hinzu. Als Kind mochte ich übrigens auch Michael Jackson, den ich übrigens heute noch für einen unglaublichen Musiker halte.“
Sonstige Instrumente? Falls ja, welche?
„Mit etwas Übung kriege ich leichte klassische Stücke am Klavier hin. An der Akustik-Gitarre kann ich gaaaanz einfache Begleitakkorde mehr schlecht als recht spielen. Und wenn man ein Keyboard hat, was macht dann? Richtig! Orgelsound auswählen und „Child in Time“ spielen.“
Dein erster öffentlicher Auftritt:
„Das war 2001 bei einer Veranstaltung des CVJM in Ferndorf mit meiner ersten Band Serious Thing. Wenn ich nicht komplett falsch liege, haben wir dort neben unseren eigenen Songs auch „Speed King“ gespielt.“
Dein erstes selbstbesuchtes größeres Konzert:
„Stratovarius im Kölner E-Werk am 12.04.2000. Im Gepäck waren Sonata Artica und Rhapsody mit dabei. Auch wenn ich Rhapsody damals mochte, fand ich es sehr störend, dass viel vom Band kam. Das war für mich wie so eine Art Startschuss Bands zu mögen, die wirklich komplett live spielen und sich auch trauen, echte Live-Aufnahmen zu veröffentlichen. Insbesondere muss ich die Live-Aufnahmen von Deep Purple und Manowar lobend erwähnen. Die Sachen wurden wirklich so veröffentlicht wie sie live dargeboten wurden.“
Wissenswertes aus dem Purple-Kosmos
Hast du eine bevorzugte Ära von Deep Purple?
„Ära nicht unbedingt, aber ich bin mit dem Album „Perfect Strangers“ aufgewachsen. Zu „Made in Japan“ kam ich erst etwas später, nachdem ich die Platte bei meinem Freund Jonas gehört hatte. Jonas legte bei einem Plausch „Made in Japan“ auf. Ich habe mich gewundert, dass der Sound trotz des Alters dieser Live-Platte so unfassbar gut ist, denn die Technik war Anfang der 1970er längst noch nicht so weit fortgeschritten wie heute, was es umso beeindruckender macht. Ich mag aber auch die Coverdale- und Hughes-Phase sowie die kurze Phase mit Joe Lynn Turner. Ich Nachhinein würde ich sagen, dass sie „Slaves and Masters“ besser unter dem Namen Rainbow veröffentlicht hätten, aber dennoch finde ich die Platte sehr gut. Ich lege mich also nicht auf eine Ära fest und bin allen Phasen gegenüber sehr offen.“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Song:
„Ich mag vieles vom „Perfect Strangers“-Album und vermutlich werde ich demnächst erschlagen, aber ich mag auch „King of Dreams“ von „Slaves and Masters“ und ganz besonders „Anya“ von „The Battle Rages On“. Die Songs von „Machine Head“ mag ich eher in den Live-Versionen.“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Album:
„Made in Japan“! Diese Power, diese Energie – DAS ist die Essenz von Deep Purple und auch genreübergreifend eines der besten Live-Alben aller Zeiten.“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Mitglied und warum?
„Natürlich Ian Gillan, der Generationen von Sängern prägte, aber auch Jon Lord. Absolut majestätisch der Mann und ein unverkennbarer Stil. Nach ein paar Tönen erkennt man sofort, dass es Jon Lord sein muss.“
Dein erstes selbsterlebtes Deep-Purple-Konzert:
„Das war am 7. Juni 2017 in Dortmund.“
Dein bestes selbsterlebtes Deep-Purple-Konzert:
„Das war am 7. Juni 2017 in Dortmund. Mein bislang einziges Deep-Purple-Konzert…“
Hast Du schon einen Deep Purple-Musiker getroffen und falls ja, wie war das?
„Ich habe Steve Morse, Roger Glover, Ian Paice und Don Airey am 7. Juni 2017 backstage in der Westfalenhalle Dortmund getroffen. Die Jungs waren alle total entspannt und sehr freundlich. Ian Gillan ließ sich leider nicht blicken.“
Gab oder gibt es bestimmte Deep-Purple-Songs, die für dich als Musiker besonders herausfordernd waren oder sind?
„Wir versuchen unsere Setlist Jahr für Jahr spannend und interessant zu halten. Das bedeutet aber auch, dass ich mehrere Epochen von Deep Purple abdecken und mich dementsprechend vorbereiten muss. Außerdem spielen wir gelegentlich auch Songs von Rainbow aus der Dio-Ära und das macht es nochmal so richtig herausfordernd. Gillan und Dio haben einen komplett unterschiedlichen Stil. Die jeweiligen Songs so zu interpretieren, dass es authentisch klingt ist jedes Jahr aufs Neue sehr herausfordernd. Wenn ich mich beim Üben zu sehr auf meine Bruststimme fokussiere kann es sein, dass ich ein wenig von der „Edginess“ bei den Screams einbüße. Es ist beim Üben und auch bei den Konzerten ein stetiger Balance-Akt.“
Welchen Deep-Purple-Klassiker spielst du auch nach all den Jahren immer noch besonders gerne?
„Black Night“ zum Beispiel. Wir können uns da immer auf unseren Publikums-Chor verlassen! Ich freue ich mich aber auch immer über neues Material und neue Herausforderungen.“
Wissenswertes aus dem Demon’s Eye-Kosmos:
Gibt es ein Demon’s Eye-Konzert, das für dich absolut unvergesslich ist?
„Mein erstes Konzert mit der Band am 17. Februar 2017 in Bünde. Ich war da wirklich richtig fit und bin gut durch den Abend gekommen, bis ich die erste Strophe von „Smoke on the Water“ komplett verhunzt habe. Ich konnte mich danach auch nicht mehr fangen und habe mich richtig geschämt. Die Leute haben sich kaputt gelacht, weil den Song ja nun fast jeder mitsingen kann… bis auf den Sänger… Nach dem Konzert wurde ich von den Konzertbesuchern aufgemuntert und wir konnten dann gemeinsam darüber lachen.“
Gibt es einen bestimmten Moment auf der Bühne, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
„Da gibt es viele… In meinem Gedächtnis bleiben besonders die „Unfälle“ hängen. Des Öfteren muss Andrees Bassdrum-Mikrofon unter meinen Bühnenaktivitäten leiden. Ich erinnere mich auch an jedes Gesangsstativ, das ich durch unsachgemäße Behandlung geschrottet habe. Es gab aber auch schöne Momente. Das erste Mal „You keep on Moving“ mit Jan zweistimmig zu performen war echt toll. Das hat sofort richtig gut harmoniert.“
Gab es hinter den Kulissen oder während Auftritten lustige oder skurrile Geschichten, die du teilen möchtest?
„Ich erinnere ich mich an die offenbar mittelschwer angetrunkene Metal-Woman in Dortmund, die während des Konzertes mehrfach auf die Bühne geklettert ist und dann zwischen uns abgehottet hat. Wir haben sie jedes Mal kaum von der Bühne bekommen. Das war schon etwas nervig. Vermutlich sind wir zu nett;-) Es gibt aber auch Geschichten, die ich lieber für mich behalten möchte… Andree ist übrigens der Schlimmste von uns. Da verschwindet auch mal am 1. April einfach der komplette Tourbus…“
Hast du besondere Erlebnisse mit Fans, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
„Der Herr mit der Stoppuhr, der sich immer beschwert, wenn eines der Soli kürzer als bei einem anderen Gig gespielt wurde. Absolutes Kultobjekt der Mann! Falls er das hier lesen sollte, möge er sich doch bitte nochmal melden.“
Welches war der bislang ungewöhnlichste oder beeindruckendste Auftrittsort mit Demon’s Eye?
„Es gibt viele schöne Orte, an denen wir aufgetreten sind. Nur einige zu nennen würde der Sache nicht gerecht werden. Wir sind kurz nach dem Corona-Lockdown auf einem Open-Air in Remscheid aufgetreten, wo die Leute unter Sonnenschirmen saßen und während des Konzerts ordentlich gefuttert haben. Da wurde ich schon neidisch;-) Die Corona-Zeit an sich war durch die Bestuhlung schon äußerst skurril.“
Gibt es eine bestimmte Bühne oder ein Venue, wo du immer wieder besonders gerne auftrittst?
„Fast jedes Venue hat seinen eigenen Reiz. Mal ist der Sound sehr gut, mal das Catering, mal die Crew und manchmal gibt es Läden, die zwar nicht die Schönsten sind, wo aber das Publikum heiß wie Frittenfett ist. Es gibt glücklicherweise viele Venues oder Festivals, wo man rundum glücklich ist und immer wieder gerne dort auftritt.“
Wie wichtig ist für dich die Interaktion mit dem Publikum während eines Auftritts, und gibt es diesbezüglich besondere Momente, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
„Ich lasse mich gerne von Publikum antreiben und drehe selbst so richtig auf, wenn die Stimmung kocht. 2023 haben wir beim wunderbaren „Woodstock Forever“-Festival gespielt. Wir sind erst um 00:00 auf die Bühne und hatten die Befürchtung, dass wir evtl. thematisch nicht ganz ins Portfolio passen. War dann aber echt schön, dass der Platz trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit voll war und die Leute mit uns bis in die tiefste Nacht die Purple-Hits abgefeiert haben.“
Welche Dinge sind für dich unverzichtbar auf Tour, abgesehen von den musikalischen Ausrüstungen?
„Zahnseide, die Nintendo Switch und mein Smartphone. Am allerwichtigsten ist mein eigenes Kopfkissen, weil ich Allergiker bin.“
Was machst du innerhalb der letzten Stunde vor Beginn eines Demon’s Eye-Konzertes?
„Ich versuche mich hochzufahren, fange an laut zu werden und Stimmung zu machen. Wenn die Räumlichkeiten es zulassen singe ich mich warm. Manchmal vollziehe ich einen Ausdruckstanz zu Andrees Drumpad-Übungen. Zur Not habe ich meine Blubberflasche mit, mit der ich Gesangsübungen leise machen kann. Im allergrößten Notfall tut es auch ein einfacher Strohhalm für Gesangsübungen. Wenn ich krank bin – und nur dann! – gibt es Jacky-Cola. Dann glaube ich zumindest, dass ich gut performe (lacht).“
Hat deine Zeit bei Demon’s Eye deine persönliche und musikalische Entwicklung beeinflusst?
„Aber sicher doch. Durch die ganzen Konzerte lernt man viele Menschen kennen, die im musikalischen Bereich tätig sind. Dadurch entsteht ein toller Austausch zwischen Musikern, Technikern und Veranstaltern und man nimmt so einiges davon natürlich mit. Durch den regen Austausch bekommt man einen analytischeren Zugang zur Musikbranche, aber auch die Sichtweisen der Bandkollegen beeinflussen das was man an Musik hört und vor allem wie man Musik hört. Dies überträgt sich natürlich in den eigenen Alltag und in andere musikalische Projekte.“
Was macht für dich nach all den Jahren immer noch den Reiz aus, mit Demon’s Eye auf die Bühne zu gehen, um Deep Purple-Songs zu spielen?
„Die Professionalität der Band. Als Sänger ist es auf der Bühne wichtig, sich sozusagen in die Band fallen zu lassen, und das klappt wunderbar mit den Jungs. Ich kann mich vollends auf den Gesang und das Publikum konzentrieren. Außerdem macht es doch auch einfach Freude, wenn man andere mit und für Rockmusik begeistern kann.“
Was ist aus Deiner Sicht das Besondere an Demon’s Eye? Was unterscheidet Euch vielleicht von anderen Deep Purple Tribute Bands?
„Ein antreibender Purple-verrückter Drummer, ein Holländer mit fliegenden Fingern, ein Gitarrist, der Blackmore „gefressen“ und ihn sogar erweitert hat, und ein Sänger, der an guten Tagen an Gillan rankommt – das bin ich. *lach
Zudem können Jan und ich vom „Made in Japan-Modus“ sofort auf den „Coverdale/Hughes“-Modus umschalten.