Auf ein Wort mit…
Andree Schneider
Schlagzeuger
Yes, I’m a speed king
Die Anfänge
Bei Demon’s Eye dabei seit…
„Februar 1998, also von Anfang an. Ich bin derjenige, der die Idee zur Band hatte und die Leute zusammengetrommelt hat.“
Hast Du eine musikalische Ausbildung? Falls ja, welche?
„Ich hatte einen Schlagzeuglehrer, der zu mir nach Hause kam und mich unterrichtet hat. Das müssen so um die 40 Stunden gewesen sein.“
Deine erste selbstgekaufte Platte oder CD:
„Das müsste „A wie Abba“ gewesen sein, irgendwann im Lauf des Jahres 1981.“
Welcher Song oder welches Album hat dich dazu inspiriert, Musiker zu werden?
„Ganz eindeutig das Deep Purple-Album „Made In Japan“!“
Welcher Musiker hat dich inspiriert, Drummer zu werden?
„Zunächst natürlich Ian Paice, etwas später dann auch Cozy Powell.“
Sonstige Instrumente? Falls ja, welche?
„Nein, keine weiteren Instrumente.“
Dein erster öffentlicher Auftritt:
„Das war mit meiner ersten Band „Avalone“ am 9. Januar 1988 vor 500 Zuschauern bei einem Rockfestival in der Festhalle Wilnsdorf.“
Dein erstes selbstbesuchtes größeres Konzert:
„Mike Oldfield, 24.09.1984, Siegen, Siegerlandhalle. Damals war Mike Oldfield voll angesagt mit Hits wie „Moonlight Shadow“, „Shadow On The Wall“ und „To France“. War ein tolles Erlebnis! Ich höre seine beiden Alben „Crises“ und „Discovery“ auch heute noch von Zeit zu Zeit sehr gerne, zum einen wegen der tollen Songs, zum anderen wegen des Super-Drummers Simon Phillips.“
Wissenswertes aus dem Purple-Kosmos
Hast Du eine bevorzugte Ära von Deep Purple?
„Eindeutig die Mark II-Besetzung mit Blackmore, Gillan, Glover, Lord & Paice. Das heißt aber nicht, dass ich mit den anderen Besetzungen nichts anfangen kann! Fast jede Besetzung hatte ihren besonderen Reiz, aber Mark II von 1969 bis 1973 ist für mich das Nonplusultra!“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Song:
„Child In Time“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Album:
„Made In Japan“
Dein Lieblings-Deep-Purple-Mitglied und warum?
„Roger Glover! Ich kenne Roger schon seit fast 30 Jahren persönlich und halte ihn nicht nur für einen außergewöhnlich begabten Musiker und Künstler, sondern auch für einen wahnsinnig netten und sympathischen Menschen.“
Dein erstes selbsterlebtes Deep-Purple-Konzert:
„Das war am 04. Februar 1987 in der vollkommen überfüllten Dortmunder Westfalenhalle während der „The House Of Blue Light“-Tour. Die Stimmung und Euphorie in der Halle war unglaublich. Blackmore, Gillan & Co. wurden überschwänglich abgefeiert… als wären es Götter, die mal für zwei Stunden von ihrem Thron auf die Erde herabgestiegen sind. Na ja, irgendwie waren sie das ja auch… Hardrock-Götter halt. Dabei war das, was sie damals auf der Bühne in Dortmund abgeliefert haben, nicht gottesgleich, sondern sehr sehr menschlich (*grins). Diese Erkenntnis kam mir jedenfalls anschließend, als ich ein Bootleg von diesem Konzert erwarb („The Colour Purple“). Trotzdem war es schon alleine wegen der Atmosphäre in der Halle ein unvergessliches Erlebnis!“
Dein bestes selbsterlebtes Deep-Purple-Konzert:
„Das Deep Purple-Konzert am 25. September 1988 in der Kölner Sporthalle („Nobody’s Perfect“-Tour) war schon großartig. Ian Gillan war auf dieser Kurztournee exzellent bei Stimme und die Band hatte damals voll Bock. Aber das Konzert am 4. Oktober 1993 in der Grugahalle Essen auf der „The Battle Rages On“-Tour liegt dann doch auf Platz 1 meiner persönlichen Rangfolge. An dem Abend waren wirklich alle Purple-Musiker in Spiellaune und in bestechender Form! Die Herren Blackmore und Gillan haben sogar miteinander gelacht und Späßchen gemacht. Ein paar Tage später war das Verhältnis zwischen beiden allerdings schon wieder auf dem Gefrierpunkt angekommen… Ich fand es mega schade, dass das Mark II-Kapitel nur kurze Zeit später für immer Geschichte war, denn die Band hat in dieser Phase echt tolle Konzerte gegeben. Vor allem hatte Ritchie Blackmore die Lust am Gitarrespielen wiedergefunden und sorgte für denkwürdige Auftritte.“
Hast Du schon einen Deep Purple-Musiker getroffen und falls ja, wie war das?
„Ich habe Roger Glover, Ian Gillan, Jon Lord, Ian Paice und Glenn Hughes schon häufig getroffen und wirklich tolle Sachen erlebt, die jetzt den Rahmen sprengen würden. Auch die Zusammentreffen mit den ehemaligen Rainbow-Musikern Ronnie James Dio und Jimmy Bain werde ich nie vergessen. Jon Lord und Ian Paice kannte ich übrigens schon, bevor sie mit Demon’s Eye gespielt haben. 1996 war auch mal bei Ritchie Blackmore bzw. Rainbow backstage, allerdings hatte Ritchie keinen Bock auf Unterhaltung. Immerhin hat er mir ein Autogramm gegeben. Den Kontakt zu Roger Glover pflege ich bis zum heutigen Tag immer noch regelmäßig. Die Zeiten, in denen wir im Anschluss an Deep Purple-Konzerte bis zum Sonnenaufgang in seiner Hotel-Suite gesessen, zusammen Musik gehört und miteinander getrunken, gequatscht und gelacht haben, sind allerdings inzwischen leider vorbei. Der gute Roger rückt langsam aber sicher auf die 80 und muss disziplinierter leben als in den Jahrzehnten zuvor.“ *grins
Gab oder gibt es bestimmte Deep-Purple-Songs, die für dich als Musiker besonders herausfordernd waren oder sind?
„Es gibt für Schlagzeuger sicher leichtere Songs als „Burn“, „The Mule“, „You Fool No One“ und „Space Truckin“.“
Welchen Deep-Purple-Klassiker spielst Du auch nach all den Jahren immer noch besonders gerne?
„Highway Star“ ist einfach ein absoluter Live-Kracher! Das ist ja wohl ohne Übertreibung der Konzert-Opener schlechthin!“
Jon Lord und Andree 2008 in Hagen
Andree überreicht Roger Glover von Deep Purple eine Demon’s Eye-CD.
Andree und Ian Paice (Deep Purple) 2023 in Dortmund
Wissenswertes aus dem Demon’s Eye-Kosmos:
Gibt es ein Demon’s Eye-Konzert, das für Dich absolut unvergesslich ist?
„Es gibt natürlich mehrere Konzerte, die absolut unvergesslich sind, aber wenn ich nur eins rauspicken darf, dann ist es das erste von drei Konzerten mit Jon Lord am 23. Oktober 2009 in der Siegerlandhalle in Siegen, gemeinsam mit dem Meister an der Hammond und dem 70-köpfigen Landesorchester „Philharmonie Südwestfalen“. Das Konzert ging auf meine Initiative zurück und ich habe unglaublich viel Arbeit und Herzblut reingesteckt. Dass es dann so ein großer Erfolg wurde, hat mich natürlich unheimlich gefreut. Ich werde übrigens heute noch regelmäßig auf das Konzert angesprochen. Das war schon eine echt große Sache für uns, für mich persönlich der absolute Höhepunkt in der über 25-jährigen Demon’s Eye-Geschichte. Da wird auch nichts mehr kommen, was noch bedeutender für mich sein könnte.“
Gibt es einen bestimmten Moment auf der Bühne, der Dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
„Ja, und dieser Moment stammt auch von diesem Konzert mit Jon Lord in Siegen. Der Abend startete ja mit dem „Concerto For Group And Orchestra“. In den ersten Minuten hatte ich am Schlagzeug noch nichts zu tun, weil das Orchester zunächst alleine spielte. Ich saß da, blickte neben mir auf das Orchester, vor mir auf Jon Lord an der Hammond und in die Gesichter von 2000 erwartungsfrohen Zuschauern und dachte in dem Moment so etwas wie „Was machst du hier eigentlich? Du musst ja wohl total bekloppt sein!“ Ich war nie wieder auf einer Bühne so nervös wie in diesem Moment. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Aber ich war auch hochkonzentriert und wir erledigten den Band-Part mit Bravour, so dass die Anspannung im Laufe des Konzertes immer mehr nachließ und ich sogar bei der Zugabe „Child In Time“ richtig Spaß hatte! Diese orchestralen Konzerte hätten nicht zu meiner Gewohnheit werden können, denn in erster Linie war das doch sehr anstrengend und hatte eher weniger etwas mit Spaß zu tun. Dennoch möchte ich diese Erfahrung nicht missen und bin für die Möglichkeit sehr dankbar. Als Musiker hat es mich natürlich weiter gebracht, denn einen größeren Lehrmeister als Jon Lord kann man sich wohl kaum vorstellen.“
Gab es hinter den Kulissen oder während Auftritten lustige oder skurrile Geschichten, die Du teilen möchtest?
„Es gibt viele Geschichten, ich beschränke mich auf vier Anekdoten:
1.) Am 20. Juni 2009 haben wir mit Demon’s Eye auf der Mainzer Johannisnacht gespielt. Nicht zum letzten Mal griff unser Gitarrist Mark kurz vor Beginn des Konzertes backstage zu seinen Auftrittsschuhen und musste entsetzt feststellen, dass es zwei linke Schuhe waren. Mark hatte ansonsten nur weiße Turnschuhe dabei, die so überhaupt nicht zum schwarzen „Blackmore“-Outfit passten. Also bahnte sich Moni 20 Minuten vor Beginn des Auftritts den Weg durch tausende Zuschauer, um aus unserem Hotelzimmer MEINE schwarzen Lieblingsschuhe zu holen. Leider wanderten die Schuhe nach dem Gig in den Mülleimer, weil Markus offenbar auf etwas größerem Fuß lebt als ich und die Schuhe während des 2-stündigen Auftrittes so ausgelatscht hatte, dass anschließend die Sohlenägel durch die Fußsohle stießen, was ein weiteres Tragen der Schuhe unmöglich machte! Ich musste mich also schweren Herzens von meinen Lieblingstretern verabschieden, worunter ich bis heute leide… *lach
2.) Nachdem der Soundcheck für das „Hard-Platz-Rock“-Open-Air in Eppingen am 15. August 2009 beendet war, besorgten wir uns einen Fußball, um auf einem angrenzenden Rasenplatz ein bandinternes Elfmeterschießen zu veranstalten. Mark, der Supersportler, und ich, machten es letztendlich unter uns aus. Nach 15 Minuten ging der Wettbewerb in die entscheidende Phase. Nur wir zwei waren noch übrig. Ich stand im Tor. Mark hatte noch einen Schuss. Wenn er den versenkte, bestünde wieder Gleichstand und es ginge weiter, wenn nicht, würde ich der Sieger sein. Habe ich schon erwähnt, dass Mark nicht gerne verliert? Jedenfalls lief er an und legte wirklich all seine Kraft in diesen einen Schuss. Ich muss zugeben, dass auch mich ein gewisser Ehrgeiz packt, wenn ich weiß, dass jemand unbedingt gegen mich gewinnen will. Ich WOLLTE diesen Ball, der da auf mich zuschoss, unter allen Umständen abwehren! Ich kam gerade so mit den Fingerspitzen der rechten Hand an den Ball. Meine Hand knickte nach hinten ab und bei dem stechenden Schmerz wurde mir kurz schwarz vor den Augen. Dennoch: Ich lenkte den Ball um den Pfosten und der Sieg war mir! Der Schmerz war allerdings auch mir! Ich hatte die Befürchtung, das Handgelenk könnte gebrochen oder zumindest angebrochen sein. Wie ich das Konzert durchgehalten habe, weiß ich heute nicht mehr. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann ist der Besuch beim Handchirurgen eine Woche später, der die Hand geröntgt hat und Gott sei Dank „nur“ eine schwere Verstauchung diagnostizierte, die ich noch Monate später spüren sollte. War dieses Leiden den Sieg wert? Selbstverständlich! Ich würde jederzeit wieder meine Pranke hinhalten, um gegen unseren sportlichen Gitarrero zu gewinnen! Wobei ich ehrlicherweise gestehen muss, dass wir auf derart sportliches Kräftemessen vor Konzerten seitdem verzichten…
3.) Bei unserem Konzert mit Jon Lord und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg in der Philharmonie in München wurden um mein Schlagzeug Plexiglasscheiben aufgebaut, um die Ohren der Orchestermusiker zu schonen. Da saß ich also nun hinter Glas und kam mir vor wie ein Affe im Zoo. Das muss auch Jon Lord gedacht haben, denn während der Proben kam er zu mir, warf Süßigkeiten über die Plexiglasscheiben und lachte sich kaputt. Jon hatte einen richtig guten Humor und konnte bisweilen auch echt rumalbern.
4.) Als wir im August 2021 anlässlich eines Open Airs in Soest aufgetreten sind, hatten sich bereits alle Instrumentalisten umgezogen und warteten auf den Beginn des Intros, um auf die Bühne zu gehen. Nur unser Sänger Daniele hatte irgendwie total die Ruhe weg, war in seiner eigenen Welt und daddelte auf seinem Handy rum, und das in kurzer Hose, mit Badeschlappen und nacktem Oberkörper. Wir guckten und grinsten uns an und ließen ihn weiter daddeln. Plötzlich ertönte das Intro und unser Sänger guckte irritiert zu uns rüber und realisierte in dem Moment, dass er in ca. 30 Sekunden auf der Bühne stehen musste. „Geht es etwa schon los?!!?“, rief er mit weit aufgerissenen Augen, was ich mit den Worten „Na klar, was denkst Du wohl, warum wir hier seit 15 Minuten gestiefelt und gespornt stehen?“ beantwortete. Wir vier lachten uns kaputt und Daniele erreichte beim Umziehen eine Geschwindigkeit, die ihm wirklich niemand zugetraut hätte! Ich sehe ihn immer noch voller Panik, auf einem Bein hüpfend in die enge Auftrittshose schlüpfen. Das war einfach umwerfend komisch… fanden wir… nicht Daniele.“ *lach
Hast Du besondere Erlebnisse mit Fans, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
„Da kommen mir sofort zwei in den Sinn, ein lustiges und ein sehr bewegendes Erlebnis. Zunächst das lustige Erlebnis: Wir haben vor vielen Jahren mal im Sonic Soest gespielt. Nach dem über zweistündigen Konzert kam einer der Besucher total glücklich zu mir und meinte: „Das Konzert war sowas von geil! Ich wusste bislang gar nicht, dass die Dire Straits so viele tolle Songs geschrieben haben!“ Ich bin selten sprachlos, aber in dem Moment war ich es. Das bewegende Erlebnis: Als wir mal in Köln im Vorprogramm von Uriah Heep gespielt haben, kam ein Konzertbesucher zu mir und bedankte sich für unseren eigenen Song „The Best Of Times“ vom 2011er Demon’s Eye-Album „The Stranger Within“. Er meinte mit Tränen in den Augen, er habe den Song bestimmt tausend Mal gehört als er im Knast gesessen habe und habe daraus Kraft geschöpft. Ich könne mir nicht vorstellen, was dieser Song ihm bedeute. Da hatte ich direkt einen megadicken Kloß im Hals und mir schossen Tränen der Rührung in die Augen. Das war das schönste Kompliment, das ich im Zusammenhang mit unseren beiden eigenen Alben bekommen habe.“
Welches war der bislang ungewöhnlichste oder beeindruckendste Auftrittsort mit Demon’s Eye?
„Das war die Philharmonie im Gasteig in München, wo wir am 21. November 2010 das dritte und letzte Konzert mit Jon Lord und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg spielten. Was für ein unglaublich beeindruckender Konzertsaal. Als Hardrock-Band kommt man in so etwas Schönes natürlich normalerweise nicht rein. Das hatten wir nur Jon Lord zu verdanken!“
Gibt es eine bestimmte Bühne oder ein Venue, wo Du immer wieder besonders gerne auftrittst?
„Am liebsten trete ich da auf, wo die Stimmung im Publikum richtig entfesselt ist. Deshalb ist es beispielsweise immer wieder schön in der Blues Garage Isernhagen, in der Harmonie Bonn, in der Cobra Solingen, im Kubana Siegburg, im Lyz in Siegen, im Piano in Dortmund und im Rex in Bensheim aufzutreten. Das sind Konzertsäle, wo uns das Publikum immer besonders herzlich empfängt.“
Wie wichtig ist für dich die Interaktion mit dem Publikum während eines Auftritts, und gibt es diesbezüglich besondere Momente, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
„Ein besonderer Moment war beispielsweise, als das Publikum in Siegen nach dem Ende eines Konzertes mit Gastsänger Doogie White von sich allein die Melodie von „Temple Of The King“ gesungen hat. Das hat mich sehr berührt. Die Interaktion mit dem Publikum ist sehr wichtig und kann einen auf der Bühne beflügeln. Als Band muss man natürlich zunächst mal liefern. Wenn man dann das Publikum für sich gewonnen hat und eine tolle Stimmung im Saal herrscht, wird ein Konzert zum Selbstläufer und die Stimmung im Saal und die Performance der Band schaukeln sich gegenseitig hoch. Wenn Du aber lieferst und der Funke springt aus welchem Grund auch immer nicht über, wird es anstrengend auf der Bühne. Glücklicherweise passiert uns das so gut wie nie.“
Welche Dinge sind für dich unverzichtbar auf Tour, abgesehen von den musikalischen Ausrüstungen?
„Fünf „Dinge“ fallen wir da ein: Meine Moni, unser Tontechniker Jan, ein ordentliches Hotel, ein sauberer Backstage-Bereich und ein gutes Catering.“
Was machst Du innerhalb der letzten Stunde vor Beginn eines Demon’s Eye-Konzertes?
„Ich ziehe mich für die Bühne um, spiele mich backstage auf einem Übungspad warm, trinke ein Bier, spreche nochmal kurz mit den Jungs über die Setlist, gehe Pinkeln und freue mich, wenn es endlich los geht.“
Hat deine Zeit bei Demon’s Eye Deine persönliche und musikalische Entwicklung beeinflusst?
„Ja, definitiv. Bei Deep Purple spielen ja nun bekanntermaßen nicht die schlechtesten Musiker. Von daher kann man viel lernen und wird als Musiker besser. Richtig vorwärts gebracht haben mich die gemeinsamen Konzerte mit Jon Lord, denn da musste ich aus meiner Hardrock-Komfortzone heraus, weil besonders Jons Solo-Werke es teils wirklich in sich haben und musikalisch sehr anspruchsvoll sind. Da musste ich schon viel üben, um das hinzukriegen. Es gibt ohne Zweifel technisch versiertere Drummer, die diese Werke einfach vom Blatt abspielen können. So lief das bei mir aber nicht. Ich habe mir die Originalaufnahmen sehr genau angehört und diese dann zum Teil nachgespielt, zum Teil aber auch meine eigene Note reingebracht. Kein leichtes Unterfangen, aber es hat geklappt und Maestro Lord war mit meinem Spiel und meinen Interpretationen zufrieden, auch wenn ich nie einen Hehl daraus gemacht habe, dass ich aus dem Hardrock komme und man das meinem Spiel auch anhören kann. Dennoch war das eine gute Schule für mich, weil ich sehr diszipliniert und hochkonzentriert spielen musste. In einer Hardrockband kann man mal einen Fehler spielen. Das ist kein großes Problem, weil ich vier gute Mitmusiker um mich herum habe, die sofort darauf reagieren und dann kaschieren wir das meistens so gut, dass das dem Publikum gar nicht auffällt. Wenn ich aber bei den Konzerten mit Jon Lord einen üblen Fehler gespielt hätte, wären 70 Orchestermusiker und der Dirigent aus der Bahn geflogen. Da kann man nichts kaschieren. Dann ist man am Ende. Gott sei Dank ist das bei keinem der drei Konzerte passiert!
Was die persönliche Entwicklung angeht: Ich bin ja von Anfang an, also seit 1998 dabei und kümmere mich bis zum heutigen Tage auch um das Bandmanagement, was nicht immer leicht ist. Ich bin im Grunde meines Herzens ein harmoniebedürftiger Mensch, aber wer innerhalb der Band nicht richtig mitzieht und es nicht mehr zu schätzen weiß, in so einer geilen Band wie Demon’s Eye zu spielen oder wie auch immer für schlechte Stimmung sorgt, kriegt ein Problem mit mir. Auch wenn wir vom Grundsatz her ein demokratischer Haufen sind, lasse ich mir von niemandem meinen Traum kaputt machen. Deshalb musste ich lernen, dass es notwendig sein kann, sehr unangenehme Entscheidungen herbeizuführen, um das Schiff auf Kurs zu halten. Das hatte in der Vergangenheit für einzelne Bandkollegen teils unerfreuliche Auswirkungen, was auch mir persönlich meistens sehr nahe ging, aber wenn die Chemie innerhalb einer Band trotz mehrerer Versuche, etwas daran zu ändern, nicht mehr stimmt, sei es musikalisch oder zwischenmenschlich, müssen sich die Wege gezwungenermaßen trennen. So etwas ist für keinen der Beteiligten einfach und niemand macht das gern, aber wenn andernfalls die Band daran zu Grunde geht, bin ich konsequent und treffe gemeinsam mit anderen Bandkollegen auch unbequeme Entscheidungen bzw. forciere diese. Wäre ich in diesem Punkt inkonsequent gewesen, gäbe es Demon’s Eye schon lange nicht mehr. Insofern kann ich sehr wohl sagen, dass meine Tätigkeit bei bzw. für Demon’s Eye ganz sicher nicht ohne Einfluss auf meine persönliche Entwicklung geblieben ist. Ob das nun gut oder schlecht für meine persönliche Entwicklung war? Das mögen andere beurteilen (*grins). Nur nach der Formel „Heile, heile Gänschen“ existiert jedenfalls keine Band über ein Vierteljahrhundert!“
Was macht für Dich nach all den Jahren immer noch den Reiz aus, mit Demon’s Eye auf die Bühne zu gehen, um Deep Purple-Songs zu spielen?
„Es ist nicht nur das „auf die Bühne gehen“, das den Reiz für mich ausmacht. Wenn ich mit den Jungs unterwegs bin, wir im Tourbus sitzen, uns über einen schlechten Witz nach dem anderen kaputt lachen, uns gegenseitig auf die Schippe nehmen, dann hat das für mich auch nach all den Jahren immer noch etwas von einer Klassenfahrt. Ich genieße die gute Gesellschaft und die gemeinsame Zeit. Wir haben also auch tagsüber viel Spaß miteinander und abends kommt dann der Höhepunkt – das Konzert! Es kribbelt immer noch, bevor ich auf die Bühne gehe. Und damit es auch weiterhin kribbelt, überlegen wir uns für jedes Jahr umfangreiche Neuerungen für die Setlist. Solange wir auf und abseits der Bühne so viel Spaß haben und in der Lage sind, für leuchtende Augen im Publikum zu sorgen, geht die wilde Fahrt weiter!“
Was ist aus Deiner Sicht das Besondere an Demon’s Eye? Was unterscheidet Euch vielleicht von anderen Deep Purple Tribute Bands?
„Was ich an Demon’s Eye liebe und was uns aus meiner Sicht von anderen Deep Purple Tribute Bands unterscheidet ist die Power, mit der wir die Songs von der Bühne feuern. „Made In Japan“ ist der heilige Gral unter den Konzertalben und ich finde, Deep Purple haben nie wieder so geil geklungen wie zu jener Zeit. Dieses Live-Meisterwerk ist für uns die Richtschnur, an der wir uns spielerisch und soundtechnisch orientieren. Niemand wird das in dieser Intensität und Klasse jemals erreichen können, auch wir nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass wir zumindest an den Sound und die unbändige Power von damals verdammt nah rankommen und dem Publikum die Illusion geben wie in etwa es sich damals in Japan Anno ‘72 angehört haben muss!
Zum anderen nehmen wir uns die Freiheit wie das Original in seinen glorreichen Zeiten zu improvisieren. Auch das unterscheidet uns von anderen Deep-Purple-Tribute-Bands, was glücklicherweise auch viele Purple-Fans an Demon’s Eye besonders zu schätzen wissen. Wir kopieren nicht nur Note für Note, sondern haben mit Mark und Gert-Jan zwei herausragende Solisten dabei, die in der Lage sind, an den richtigen Stellen zu improvisieren. Auf der Bühne herrscht ein nahezu blindes Verständnis untereinander, so dass wir auch bei den improvisierten Teilen wunderbar harmonieren. Dadurch kommen einzigartige Momente zustande, die die Purple-Kenner im Publikum begeistern und die für uns Musiker das Salz in der Suppe sind. Deshalb sind Demon’s Eye-Konzerte immer spannend und werden nicht langweilig oder beliebig, was uns sehr wichtig ist. Das wird uns von Konzertbesuchern auch immer wieder gespiegelt, was uns sehr freut!“